Update: Man braucht keine ITIN mehr. Das W‑7 Formular muss nicht mehr ausgefüllt werden.
Microsoft hat den Prozess für nicht-amerikanische Entwickler mittlerweile vereinfacht: es reicht, wenn man das W‑8 Formular ausfüllt und an Microsoft schickt. Hier gibt es mehr Informationen zum W‑8 Formular: W‑8 Formular Beispiel.
Wenn man die Anmeldung als Entwickler hinter sich hat und seine erste App durch die Zertifizierung gebracht hat, steht noch mal ein höchst erfreulicher und unterhaltsamer bürokratischer Spießrutenlauf an, um die Einnahmen aus App-Verkäufen von Microsoft ausgezahlt zu bekommen.
Hierzu vorneweg ein paar allgemeine Anmerkungen:
- Generell bekommt man Auszahlungen nur, wenn der eigene „Kontostand“ im Windows Phone Marketplace die 200$ überschritten hat.
- Microsoft behält von jedem App-Verkauf 30% ein.
- Die Einnahmen werden bzw. würden automatisch in den USA mit 30% versteuert, außer man hat beim amerikanischen Finanzamt eine US ITIN (Individual Taxpayer Identification Number, also eine amerikanische Steuernummer) beantragt und somit von einem Abkommen zwischen den USA und Deutschland gebrauch macht, welches einen von der doppelten Besteuerung — in den USA und daheim — befreit.
- Auszahlungen bekommt man generell nur, wenn das ominöse W‑8 Formular an Microsoft geschickt hat. Dieses kann man weder faxen noch scannen und mailen — es muss postalisch an Microsoft geschickt werden.
Kommen wir zu den Schritten im Einzelnen. Auch wenn das W‑7 Formular offenbar nicht zwingend erfoderlich ist, und das W‑8 Formular theoretisch reichen müsste um Auszahlungen zu bekommen, empfehle ich, zuerst eine ITIN (mit Hilfe des W‑7 Formulars) zu beantragen und erst dann das W‑8 Formular an Microsoft zu schicken. Andernfalls verliert man 30% der Einnahmen durch die amerikanischen Steuern.
Das W‑7 Formular
Das W‑7 Formular ist nötig, um eine US ITIN (Individual Taxpayer Identification Number) zu beantragen. Dadurch weiß das amerikanische Finanzamt, dass auf diese Nummer gebuchte Umsätze nicht in den USA zu versteuern sind, sondern erst im Heimatland des Entwicklers (so zumindest mein Laienverständnis).
Das W‑7 Formular besteht aus drei Dokumenten:
- dem eigentlichen W‑7 Formular. Dieses kann direkt bei der amerikanischen Finanzbehörde runtergeladen werden.
- einer beglaubigten Kopie eines Ausweisdokuments. Ich habe mir hierzu eine Kopie meines Reisepasses beim Einwohnermeldeamt/Bürgerbüro beglaubigen lassen.
- einem Brief von Microsoft, welcher bestätigt, dass man tatsächlich eine ITIN braucht, weil man Auszahlungen von Microsoft zu erwarten hat. Der Brief kann hier von Microsoft heruntergeladen werden.
Hinweise zum Ausfüllen des W‑7 Formulars
Das W‑7 Formular umfasst zum Glück nur eine Seite und ist vergleichsweise leicht auszufüllen:
Im ersten Abschnitt „Reason you are submitting Form W‑7“ kreuzt man a. und h. (Other) an. Bei h. sind drei weitere Felder auszufüllen:
- In das Textfeld neben h. trägt man ein: „Exception 1(d) – Royalty Income“.
- Bei treaty country trägt man ein: „Germany“.
- Bei treaty article number trägt man ein: „12“. Siehe auch hier.
Der Abschnitt Name müsste leicht auszufüllen sein — ebenso der Abschnitt zur Adresse.
Bei Birth information ist lediglich zu beachten, dass im amerikanischen ein Datum in der Form MM/DD/YYYY geschrieben wird.
Bei Other information habe ich 6b. Foreign tax ID number freigelassen. Bei Issued by habe ich eingetragen: „Germany“ und bei Exp. date ist wieder die amerikanische Schreibweise des Datums zu berücksichtigen.
Bei 6e Have you previously received a TIN habe ich angekreuzt: „No/Do not know.“
Alle Felder bei 6f und 6g habe ich mit „n/a“ ausgefüllt.
Nun fehlt nur noch eine Unterschrift, Datum und wenn man möchte eine Telefonnummer. Außerdem gibt es unten noch ein Feld für eine Unterschrift eines sogenannten Acceptance Agents. Was es damit auf sich hat, folgt im nächsten Schritt.
Das W‑7 Formular abschicken
Das ausgefüllte W‑7 Formular ist zusammen mit der beglaubigten Kopie des Reisepasses und dem Brief von Microsoft theoretisch bereit zum Versand. Um sicher zu gehen habe ich trotzdem noch mal bei der INTEGRA Treuhandgesellschaft mbH Steuerberatungsgesellschaft angerufen. Diese ist ein Acceptance Agent der IRS und damit berechtigt bzw. in der Lage, W‑7 Formulare entgegenzunehmen und die Abwicklung mit der IRS durchzuführen.
Die freundliche Dame der INTEGRA teilte mir mit, dass die beglaubigte Kopie der Ausweisdokumente oft zurückgewiesen wird, wenn man die Dokumente auf eigene Faust an die IRS schickt. Der deutsche Acceptance Agent hat den Vorteil, dass er die Authentizität der (deutschen) Ausweisdokumente prüfen (und gegenüber der IRS bestätigen) kann.
Da ich nicht monatelang auf eine Absage seitens der IRS warten möchte, nur um dann alles noch mal zu machen, habe ich mich dazu entschlossen, die ITIN über die INTEGRA Treuhandgesellschaft mbH Steuerberatungsgesellschaft zu beantragen. Die freundliche Dame hatte meine Dokumente bereits vorbereitet und unser Termin hat insgesamt nur ca. 10 Minuten gedauert.
Die INTEGRA lässt sich die Abwicklung 65 EUR kosten. Normalerweise würde dies sogar 95 EUR kosten — Microsoft hat aber scheinbar Sonderkonditionen mit der INTEGRA ausgehandelt.
Nach Auskunft der Dame von INTEGRA dauert die Zuteilung einer ITIN seitens der Amerikaner läppische 4 bis 5 Monate. Ich werde hier wieder berichten, wenn es weitergeht.